Siena – ein kulturelles Welterbe

Ein Reiseziel für Dichter, Träumer und Schaulustige. Die Stadt Siena ist eine wahre Fundgrube für Liebhaber der italienischen Kunst und Kultur und ein Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt. Es ist die Heimat von Duccio di Buoninsegna, Ambrogio Lorenzetti, Simone Martini, von Papst Pius II und vielen anderen italienischen Persönlichkeiten. Eingebettet in die sanften grünen Hügel der Monti Chianti und umgeben von einer üppigen Landschaft mit Weinbergen und Olivenhainen, präsentiert sich diese Stadt, in der knapp 60 000 Menschen leben, wie dem Bilderbuch-Mittelalter entstiegen.

Siena hat seinen mittelalterlichen Stil erhalten, und der Besucher kann hier einige sehr schöne Bei-spiele der italienischen Gotik besichtigen. Typisch für das Stadtbild ist neben dem Architekturstil auch die Farbigkeit der Gebäude, das berühmte Sienabraun, dieser warme Braunton, gibt der Stadt ihren unverwechselbaren Flair. Der Farbton wird aus dem Lehmboden der Region gewonnen und ist seit jeher als Farbpigment eingesetzt worden. Das Stadtbild ist geprägt von monumentalen Prachtbauten, die von einer glorreichen Vergangenheit erzählen.

Das historische Zentrum von Siena wurde von der UNESCO im Jahre 1995 zum kulturellen Welterbe ernannt, bedingt durch sein künstlerisches Welterbe, seinen kohärenten Baustil, seine städtische mit-telalterliche Struktur und dem “Palio di Siena”.

Darüber hinaus befindet sich mitten in der Stadt der Hauptsitz der ältesten Bank der Welt, die Bank «Il Monte dei Paschi di Siena». Die Bank wurde 1492 von der italienischen Bankiersfamilie Salimbeni gegründet. Im historischen Gebäude der Familie befindet sich heute das Logistikzentrum der Bank, daß ein Anziehungspunkt für internationale Finanzdienstleister, diverse Besucher und Politiker ist. Noch heute ist der mittelalterliche Stil der Stadt Siena unverkennbar an den alten Stadtmauern abzulesen, die sich an das Stadtgebiet schmiegen. Unzählige Gassen und Gäßchen schlängeln sich von hier aus in das Stadtzentrum. Von oben betrachtet sieht die Stadt aus wie ein umgedrehtes Y. Um diese Beobachtung besser zu verstehen, muß man sich vor Augen halten, daß die Stadt in drei Hauptstraßen gegliedert ist, die seit Jahrhunderten die Verwaltungseinheiten der Stadt darstellen. Diese Einheiten bestehen aus dem Drittel von Camollia, dem Drittel von San Martino und dem Drittel von Città.

Im Schnittpunkt dieser drei Hauptstraßen formt sich auf natürliche Art und Weise die Piazza del Campo, das Zentrum und Herz der Stadt. Für viele Sieneser ist dieser Platz ein besonderer Ort der Erinnerung. Ehemals war die Piazza der Regierungs – und Verwaltungssitz der Stadt, noch heute befindet sich hier das Rathaus, das an die Zeit erinnert, als Siena noch eine Republik war. Unter den großartigen Palästen an der Piazza del Campo sticht, das mächtige rötliche Ziegelwerk des Adelspalastes der Sansedoni hervor, der oben von einem zinnenbekrönten Turm abgeschlossen wird. Das Gebäude ist ein zu Beginn des 18. Jhs. erstellter Neubau früherer Häuser des 14. Jhs. und – ebenso wie die Erhöhung der Seitenflügel des Rathauses – ein interessantes Beispiel für einen frühen neugotischen Bau.

Über Jahrhunderte hinweg stellte die Piazza auch das wirtschaftliche Zentrum der Stadt dar, hier bündelten sich die sämtlichen wirtschaftlichen Aktivitäten von Siena. Bis heute konnte die Stadt ihre prächtige Vergangenheit konservieren ohne stehen zu bleiben, dies wird einem so richtig bewußt, wenn in der Piazza das Palio stattfindet. Nur wenige Städte können auf so eine uralte Tradition, die bis heute in den Herzen seiner Bewohner fest verankert ist. Siena und die Sienesen kann man nicht verstehen, schätzen und lieben lernen, wenn man sein Palio nicht versteht. Ein Pferderennen, das zweimal im Jahr entlang der Piazza del Campo ausgetragen wird. Das Rennen am 2. Juli findet zu Ehren der Madonna di Provenzano (Palio di Provenzano) statt, das am 16. August zu Ehren der Maria Himmelfahrt (Palio dell’Assunta).

An diesem Wettkampf beteiligen sich 10 der 17 Straßen der Stadt. Im Altertum wurde die Stadt in drei Drittel gegliedert, in denen mehrere Stadtteile zusammengefasst worden sind. Jeder Stadtteil wurde von einem Prior und einem Hauptmann verwaltet, den wirtschaftlichen Sektor überließ man den Vikaren. Ehemals beteiligten sich 23 Stadtteile, später 17 und heute nehmen 10 an dem Rennen in der Piazza teil. Pro Rennen sind immer nur 10 der 17 Stadtteile zugelassen, und zwar immer jene 7, die im Vorjahr beim entsprechenden Rennen aussetzen mussten und 3 Stadtteile, die durch das Los bestimmt werden.

Diese Auswahl wurde getroffen um die Sicherheit für die Jockeys und die Pferde zu gewährleisten. In der Tat könnte dieses bunte Durcheinander auf der Rennbahn zu unerfreulichen Unfällen führen.

Nach drei Runden in der Piazza, steht fest welches Pferd mit oder ohne Jockey, das “Cencio» / Palio für den Stadtteil gewonnen hat. Der Gewinner ist immer das Pferd, welches nach der letzten Runde als erstes die Ziellinie überquert. Der Reiter muss nicht notwendigerweise ins Ziel kommen. Wichtig ist jedoch, dass das Pferd weiterhin das Diadem des Stadtteils auf seiner Stirn trägt. Verliert es dieses, ist es aus dem Rennen. Wichtiger als der eigene Sieg ist es, einen etwaigen Sieg des verfeindeten Stadtteils zu verhindern.

Das «Cencio» oder Palio hat einen wichtigen sakralen Symbolwert für die Teilnehmer des Stadtteils der jeweiligen Sieger, sie werden nach dem Wettkampf im Juli, in der Kirche der Madonna zu Pro-venzano, gesegnet. Im August hingegen versammeln sich die Sieger im Dom. In der Tat ist es schwierig über die Palio di Siena Erfahrung zu schreiben, noch schwieriger ist es für den Leser dieses Spektakel zu verstehen. Am besten erlebt man diese einzigartige Erfahrung gemeinsam mit den Sienesern, wenn sich die Stadt in die Farben der Stadtteile hüllt, die Klänge zu Gesängen verschmelzen, die Trommeln im Takt schlagen und die Luft eine magische Feststimmung verströmt, die sich in der Geschichte dieser Stadt präsentiert.

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